Hilfen und Hilfe zur Selbsthilfe zum Thema: Meine Rolle in Familie und Partnerschaft

Um dem Problem der Rollenumkehr zu begegnen, sind gründliche Informationen über emotionale Situationen auch der Angehörigen zu allen Zeitpunkten des medizinischen Behandlungsprozesses einzuholen. „Was bedeutet es für meinen Partner, wenn es mir plötzlich wieder deutlich besser geht“?, „Wie ist es für ihn, wenn das Leben nicht mehr ausschließlich durch die Krankheit definiert wird“? Sind zum Beispiel wichtige Fragen. Sehen Sie hierzu auch den Bereich 8 "Tiefe Hirnstimulation".

Werden Sie von einem schlechten Gewissen geplagt, dann können das Vorboten eines depressiven Zustandes sein (s. T4). In jedem Fall sollten Sie auch hier wieder ein „Sorgentagebuch“ anlegen. Tragen Sie in einen Wochenstundenplan ein, wann und in welcher Situation Sie wieder von den negativen Gedanken übermannt wurden. Nehmen Sie sich dann pro Tag eine halbe Stunde, welche Sie nutzen, um die so festgehaltenen Sorgensituationen stichwortartig niederzuschreiben. Sie werden feststellen, dass sich die Sorgen auf diese Weise einfangen lassen und sich nicht uferlos ausbreiten. Damit das funktioniert, müssen Sie die Arbeit am Sorgentagebuch ritualisieren: genauer Ort, bestimmte Tageszeit, immer dieselben Accessoires (z. B. Eine bestimmte Sorte Tee etc.) und eine festgelegte Höchstdauer.

Ein für den eigenen Selbstwert gleichermaßen wichtig, aber für die meisten Betroffenen  schwer zu kommunizierender Lebensbereich ist der der Sexualität. Haben Sie sexuelle Wünsche und Sie bemerken bei Ihrem Partner Tendenzen der Zurückhaltung, kann dieses ganz unabhängig von Ihrer Parkinson-Erkrankung an der körperlichen oder seelischen Situation Ihres Partners liegen. Es kann aber auch darauf zurückzuführen sein, das vegetative oder andere Symptome der Parkinson-Erkrankung in diesem leicht störbaren Verhaltensbereich unästhetisch wirken. Auch können motorische Beeinträchtigungen die bislang ausgeübten sexuellen Praktiken erschweren oder sogar unmöglich machen. In solchen Fällen sollten Sie sich nicht scheuen, mit Ihrem Partner über Varianten der für beide befriedigenden Sexualpraktiken zu sprechen. In der Regel ist viel mehr möglich, als zumeist gedacht wird. Fühlen Sie sich dazu nicht in der Lage, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt oder mit einem – möglichst – auf die Behandlung sexueller Probleme spezialisierten Psychotherapeuten und ggf. Klnischen Neuropsychologen. Eine befriedigende Sexualität hat nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Lebensqualität! Und diesbezügliche Bedürfnisse sind in jedem Alter normal!

Sollten Sie sich noch in der Lebensphase befinden, in denen ein Kinderwunsch möglich ist, scheuen Sie sich nicht, auch dieses Thema mit Ihrem Arzt anzusprechen, auch wenn Sie schon ein wenig älter sind. Es gibt heute viele Möglichkeiten der „assistierten Reproduktion“, die in Anspruch zu nehmen völlig in Ordnung ist. „Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen"! In Bezug auf die Partnersuche gehen Sie in den Bereich 3 "Partnerschaft und Kinder", Unterbereich 1 "Meine Situation allein oder mit Partner(in)".

Bezüglich Ihrer Berufstätigkeit und der finanziellen Situation überlegen Sie auf alle Fälle zuerst, ob eine weitere Teilhabe in der formalen Berufstätigkeit möglich ist. Nutzen Sie die Hinweise aus dem „Problembereich 1“ ("Psychosoziale Probleme") und überlegen Sie zusammen mit Ihren Angehörigen und den behandelnden Ärzten, ob nicht wenigstens eine berufliche Veränderung der Aufgaben oder Teilzeittätigkeit realisiert werden kann.

Zusammengefasst müssen alle Mitglieder der „erkrankten Parkinson-Familie“ zahlreiche Anpassungsleitungen erbringen und eigene Ängste überwinden. Dieses wirkt sich zum Beispiel in den folgenden Herausforderungen aus:

  1. Versuchen Sie sich verständlich zu machen und auch andere zu verstehen! Siehe hierzu den Bereich 2 "Kommunikation",
  2. Vermeiden Sie die eigene Hilflosigkeit! Siehe hierzu im Bereich 1 "Psychosoziale Probleme" den Unterbereich 4 "Erzwungene Hilflosigkeit",
  3. Richten Sie Ihre Lebensziele neu aus! Siehe hierzu im Bereich 1 "Psychosoziale Probleme" den Unterbereich 5 "Verlorene Lebensziele",
  4. Gleichen Sie den Ausfall belohnender Aktivitäten aus! Siehe hierzu im Bereich 1 "Psychosoziale Probleme" den Unterbereich 1 "Rückgang der Aktivitäten",
  5. Berücksichtigen Sie die Ängste und Belange der Kinder! Sie hierzu im Bereich 3 "Partnerschaft und Kinder" den Unterbereich 3 "Die Sorgen der Kinder",
  6. Klären Sie Ihre neue Stellung in der Familie! Siehe hierzu den Bereich 3 "Partnerschaft und Kinder",
  7. Stellen Sie sich auf mögliche Auswirkungen medizinischer Maßnahmen ein! Siehe hierzu die Bereiche 6 "Impulskontrollstörungen" und 8 "Tiefe Hirnstimulation". Und nicht zuletzt,
  8. Wappnen Sie sich bezüglich des Fortschreitens der Erkrankung und einer eventuellen dementiellen Entwicklung! Siehe hierzu den Bereich 7 "Kognition und Demenz"

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